Freitag, 16. August 2013

Über den Kriminalroman

"Es gibt keine Kunst ohne Publikumsgeschmack, und es gibt keinen Publikumsgeschmack ohne einen Sinn für Stil und Qualität. Seltsam genug scheint dieser Sinn für Stil nur sehr wenig mit Bildung oder gar mit Humanität zu tun zu haben. Es kann ihn in einem wilden und schmutzigen Zeitalter geben, aber nicht geben kann es ihn in der Coca-Cola-Epoche ... der Epoche des 'Buches des Monats' und der Hearst-Presse. Es kann ihn nicht geben in einem Zeitalter, dessen beherrschende Note vulgäre Betriebsamkeit ist und vollkommen skrupelloses Gebalge um den Dollar, einem Zeitalter, in dem die typische Familie der Mittelschicht (auf jeden Fall in Kalifornien) nur dem einen Zweck zu leben scheint, sich ein großes, protziges und teures Auto zu halten, das als technische Apparatur doch nur altmodischer Schrott ist."
Raymond Chandler an James Sandoe, 16. Juni 1949, in: Raymond Chandler, "Die simple Kunst des Mordes", herausgegeben von Dorothy Gardiner und Kathrine Sorley Walker

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen