Dienstag, 9. August 2011

Kimmo Joentaa ...

... sei "der reflexivste Polizist, der mir je begegnet ist", bescheinigt eine Psychotherapeutin der Hauptfigur von Jan Costin Wagners neuem Roman "Das Licht in einem dunklen Haus". Aus Kollegenmund hört sich das so an: "Meistens entwickelst du in Momenten der geistigen Abwesenheit interessante Gedanken." In der Tat: Dieser Kimmo Joentaa, Kripo-Mann aus Turku, ist eine fast singuläre Erscheinung. Allenfalls vergleichbar mit Friedrich Anis Süden. Empfindsam, unkonventionell, manche würden auch sagen, etwas neben der Spur. Fähig zu einer Empathie, die ihn lautlos weinen lässt, während Kollegen den Ermittlungsstand bilanzieren. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wagner drückt nicht auf die Tränendrüsen, er bringt den Leser einfach nur den wichtigen Personen seines Romans sehr nahe. Und die wichtigen Personen sind die Opfer. Opfer, die mitunter auch zu Tätern werden ... 
Was bei diesem Autor noch hinzukommt: Er kann schreiben. Stilsicher, flüssig, Atmosphäre schaffend, ohne mit Überflüssigem zu quälen. Und er kann plotten: Aus Perspektivwechseln, verschiedenen Zeitebenen und Tagebuchnotizen fügt sich wie von selbst eine Geschichte, die an die Nieren geht. Sehr spannend, sehr traurig - und doch voller Hoffnung. Wirklich selten, so was.

Jan Costin Wagner, "Das Licht in einem dunklen Haus" (Galiani, 308 Seiten, 19,99 Euro)

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